Von Verführbarkeit und Beeinflussung

Die JuLis Kreis Unna und Dr. Hans Küsel setzen sich mit der Propaganda in der Zeit des Nationalsozialismus auseinander
„Der normale unpolitische Bürger hat gar nicht alles so wahrgenommen“, sagte Dr. Hans Küsel am Freitag Abend vor der gespannten Zuhörerschaft.
Der heute 90- Jährige wurde nach seiner Zeit in der Hitlerjugend mit 15 Jahren als Flakhelfer eingezogen. Zwei Jahre später wurde Küsel, der in die Armee „Wenck“ eingezogen wurde, an seinem ersten Tag als Soldat gefangen genommen und verbrachte vier Monate in US-amerikanischer Kriegsgefangenschaft auf den Rheinwiesen, bevor er in Deutschland sein Jurastudium aufnahm.
Heute hält Hans Küsel regelmäßig Vorträge über die Zeit und seine persönliche Geschichte. Dies sehe er als seine Pflicht an. Als Flakhelfer habe er Schreckliches erlebt, Tote und Verletze gesehen. Von den Gräueltaten gegen die Juden habe er damals nichts mitbekommen. Die Diskriminierung sei erst 1941 wirklich etabliert worden und er selbst habe keine Juden gekannt. Erst später, nach dem Besuch der Konzentrationslager Dachau und Auschwitz, habe er das komplette Ausmaß der grausamen Verfolgung erkannt. Die Jugend sei im wesentlichen über Lieder und Gedichte manipuliert worden. Hinter den sozialen Taten der NSDAP für die Arbeiter habe die Bevölkerung das ganze Bild nicht gesehen oder erkannt.
Mit seinen Vorträgen fesselt Küsel regelmäßig Jugendliche und Schüler, wie auch zuletzt die JuLis Kreis Unna und die restliche Zuhörerschaft.
Ferner engagiert sich der promovierte Jurist heute sozial im Lebenszentrum, in der Integration und als Lesepate für junge Schüler und Senioren. Der „Vater des Lebenszentrums Unna“ erhielt erstmals 1973 das Bundesverdienstkreuz und zuletzt das Bundesverdienstkreuz erster Klasse.
Für die JuLis Kreis Unna war es ein interessanter und spannender Abend, an welchem sie von einem Zeitzeugen mehr von der Zeit erfahren konnten.